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Sucht

Raus aus der stillen Tabuzone

Raus aus der stillen Tabuzone

Alkohol, Medikamente, Drogen – Frauen suchen seltener Suchtberatungsstellen auf verglichen mit ihren männlichen Leidensgenossen. Experten warnen davor, das Problem herunterzuspielen.

Suchterkrankungen bei Frauen sind ein Tabuthema. Obwohl jeder dritte Drogenkonsument weiblich ist, zeichnen die weltweiten Zahlen in den Behandlungsstätten und Beratungsstellen ein anderes Bild. Experten sprechen oft von der «stillen Sucht» der Frauen. Der traditionell weibliche Rollenkäfig spielt dabei eine wichtige Rolle: Die Frau ist für Kind und Heim verantwortlich, sie hält die Familie zusammen. Sie ist verantwortungsbewusst und kümmert sich um andere. Dies widerspricht dem exzessiven Suchtverhalten und dem typischen Bild eines «Junkies». Gerade bei Frauen entstehen dadurch Schuld- und Schamgefühle, die den Zugang zu Hilfsangeboten erschweren. Auch in vielen Ärzteköpfen sind Abhängigkeitserkrankungen «Männersache» weswegen das Suchtverhalten bei Männern häufiger erfragt und ihnen dadurch schneller Zugang zu professioneller Hilfe ermöglicht wird. Frauen mit besonders ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein und hoher Anpassungsfähigkeit schaffen es zudem oft, ihren Alltagsaufgaben trotz der Erkrankung über Jahre nachzukommen. Dadurch bleibt die Fassade aufrecht und die Sucht unentdeckt.

Offenerer Umgang gefordert

Problematisch sind – neben Alkohol – vor allem illegale Suchtmittel. Immerhin jede dritte Frau in der Schweiz berichtet, in ihrem Leben schon einmal Cannabis konsumiert zu haben. Die Dunkelziffer ist vermutlich höher. Organisationen wie der «international narcotics Control board» plädieren deswegen für eine gezielte Aufklärung und Endstigmatisierung in der Gesellschaft. Auch der Ausbau frauenspezifischer Behandlungsangebote, die auf die Rolle der Frau in der Familie eingehen, Unterstützung bei der Kinderversorgung anbieten und auf Themen wie häusliche Gewalt oder sexueller Missbrauch eingehen, sind dabei wichtig.

veröffentlicht: 04.12.2020